Das Sommercamp Hinrich-Wilhelm-Kopf
Das Gelände, auf dem sich das Sommercamp „Hinrich-Wilhelm-Kopf“ befindet, wurde 1963 auf Initiative der Hannoverschen Sportjugend und der Abteilung Jugendpflege auf Zeltlagertauglichkeit getestet. Etwa 250 Kinder und Jugendliche waren damals auf dem ca. 32 ha großen Gelände zu Gast. Aus dieser Initiative entstand in den Folgejahren eine feste Einrichtung, die im Saisonbetrieb von Mitte Mai bis Anfang September geöffnet ist. Darüber hinaus sind die festen Gebäude der Einrichtung außerhalb der Zeltlagersaison als Freizeitstätte zu nutzen. Die Saison teilt sich auf in Vor-, Haupt- und Nachsaison. Während der Vor- und Nachsaison erfolgt die Belegung überwiegend durch Schulklassen, die das Camp zum Ziel ihrer Klassenfahrten machen. In der Hauptsaison, während der niedersächsischen bzw. nordrhein-westfälischen Sommerferien wird die Einrichtung von den unterschiedlichsten Trägern der Kinder- und Jugendarbeit genutzt.
Im Rahmen von internationalen Begegnungen soll Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, als Voraussetzung für ein interkulturelles Miteinander, andere Kulturen kennen zu lernen und Vorurteile ab zu bauen. Alle als förderungswürdig anerkannten nationalen und internationalen Jugendverbände und -gruppen, Vereine und Organisationen können diese Einrichtung für Erholungs-, Bildungs- und Ferienmaßnahmen sowie für internationale Jugendbegegnung nutzen. Kinder und Jugendliche lernen als Voraussetzung für das Funktionieren einer pluralistischen Gesellschaft in freiheitlicher Grundordnung, in ihrer Gemeinschaft und im Miteinander mit anderen Gemeinschaften, Verantwortung und Partnerschaft zu praktizieren und Eigenheiten zu akzeptieren.
Im Jahr 1996 initiierte der Jugend Ferien-Service eine integrative Ferienmaßnahme für Kinder mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, die Sondereinrichtungen besuchen und auch in ihrer Freizeit wenig oder gar keinen Kontakt mit nicht behinderten Kindern haben. Dieser Ferienmaßnahme folgten viele weitere und die integrativen Maßnahmen sind ein fester Bestandteil in den Ferienmaßnahmen der Landeshauptstadt Hannover geworden. Neben den allgemeinen Erholungsgedanken soll es behinderten und nicht behinderten Kindern ermöglicht werden, Kontakt zueinander aufzunehmen, Hemmschwellen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Es sollen soziale und individuelle Lernprozesse im Umgang miteinander und in der Hoffnung gefördert werden, dass die daraus gewachsenen Erfahrungen in den Alltag übernommen werden können.
Durch eine Vielzahl von Aktivitäten werden Kindern und Jugendlichen individuelle Erfahrungen vermittelt. Dazu wird folgendes Angebot an Freizeitmöglichkeiten bereitgestellt:
- zwei Feuerstellen
- Paddel-, Segel- und Tretboote
- eine Minigolfanlage mit 18 Löchern
- eine Lagerbücherei
- ein Computerraum
- zwei Werkräume
- ein Tonstudio
- ein Fahrradverleih
- eine Ponystation
- ein Hartplatz für Tennis und Volleyball
- ein Fußballplatz
- eine Mehrzweckhalle
- diverse Kletter- und Spielgeräte im Gelände
Zur Aufrechterhaltung des Saisonbetriebes ist die Landeshauptstadt Hannover auf die Unterstützung von etwa 350 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen pro Jahr angewiesen, die häufig einen Großteil ihres Jahresurlaubes für ihr Engagement verplanen. Ohne sie sind die logistische Versorgung und die pädagogische Betreuung von bis zu 800 Gästen nicht zu leisten. Glücklicherweise gibt es eine große Kontinuität der Ehrenamtlichen zu verzeichnen. Zu den ca. 350 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Landeshauptstadt Hannover sind etwa 150 Ehrenamtliche hinzuzurechnen, die für Gastverbände tätig sind.
Das vorbildliche Engagement führte 1992, als die Einrichtung von Sparmaßnahmen bedroht war, zu der Gründung des „Förderverein Sommerlager Otterndorf e.V.“. Ziele des Vereins sind die Verhinderung einer Schließung oder Privatisierung der Einrichtung. Dabei ist das Augenmerk nicht nur darauf gerichtet, den Status Quo zu erhalten. Neben der Veränderung der politischen Lobby zum Erhalt der Einrichtung wurden zahlreiche notwendige Maßnahmen ermöglicht.
Genannt seien hier der Bau der Spundwand zur Erhöhung der Wasserqualität, der Neubau der Minigolfanlage, der Umbau der Großzelte in Küchenremisen mit Zeltanbau, die Modernisierung des Behindertentoilettenhauses und zahlreiche Investitionen im pädagogischen Bereich. Auch in Zukunft wird es sicherlich nicht an erforderlichen Arbeiten und notwendigen Finanzierungen mangeln. Das ergibt sich schon aus dem Alter der Einrichtung. Die Landeshauptstadt Hannover als verantwortliche Trägerin der Einrichtung und der Förderverein im Rahmen seiner besonderen Möglichkeiten werden auch zukünftig gemeinschaftlich handeln, um in guter Zusammenarbeit diese Aufgabe zu lösen.
Das Sommercamp wird weiterhin jährlich von bis zu 8.000 Gästen besucht, es sind ca. 45.000 Übernachtungen pro Saison zu verzeichnen. Trotz dieser hohen Gastzahlen ist die Einrichtung nicht kostendeckend zu betreiben. Die Stadt Hannover unterstützt das Camp daher jährlich mit bis zu 600.000,00 €. Vorrangiges Ziel für die Stadt ist dabei ein Angebot der Kinder und Jugendhilfe vorzuhalten, welches auch für sozial oder finanziell benachteiligte junge Menschen finanzierbar ist. Bei vielen Angeboten stehen daher die sozialen Aspekte im Vordergrund der Arbeit. Zahlreiche Kinder und Jugendliche können sich eine Teilnahme an kommerziellen Ferienmaßnahmen nicht leisten. Gerade für diese Zielgruppe werden Einrichtungen wie das Sommercamp auch zukünftig von großer Bedeutung sein.
Organisatorisch wurde das Camp von der Stadt zum 01.01.2004 gemeinsam mit dem „Feriendorf Eisenberg, Günter Richta“, der Freizeitanlage „Finnhütte“ in Wennigsen sowie der Fachstelle Internationale Jugendbegegnungen ausgegliedert und im Netto-Regiebetrieb Jugend Ferien- Service zusammengefasst. Insbesondere die Umstellung auf eine kaufmännische Führung und Buchhaltung brachten erhebliche Vorteile für den Betrieb. Der für die Einrichtungen notwendige Zuschussbedarf konnte so um bis zu 150.000,00 € gesenkt werden, damit wurde ein großer Beitrag zur Zukunftssicherung der Einrichtung geleistet.
Im Rahmen sich weiter verknappender kommunaler Haushaltsmittel, wird sich eine Einrichtung wie das Sommercamp jedoch auch zukünftig auf das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen stützen müssen. Die personelle Unterstützung der Einrichtung bleibt damit eine Hauptaufgabe des Fördervereins.